Tschechien will den Atomkraftausbau beschleunigen

Bekannt ist, Tschechien setzt verstärkt auf den Atomkraft-Ausbau. Neu ist, die Tschechische Regierung möchte ihn beschleunigen und ergreift konkrete Maßnahmen.

Premierminister Fiala verkündete im März 2024 anlässlich einer Rede zur „Zukunft der tschechischen Nuklearindustrie in Mitteleuropa“, dass bis zum Jahr 2050 rund die Hälfte des gesamten Stroms in Tschechien aus Kernenergie stammen soll.
Er betonte: „Der Wandel am Energiesektor soll so rasch wie möglich vollzogen werden.“ Dabei verwies er auch auf die veränderte Akzeptanz von Kernenergie und ehrgeizige Pläne zum Atomkraftausbau in anderen EU-Staaten, u.a. im Nachbarland Polen.

Der Ausbau der Atomkraft in Tschechien spielt eine zentrale Rolle im neu überarbeiteten staatlichen Energiekonzept.  

Um die Veränderungen in der Energiewirtschaft konsequent voranzutreiben, hat Tschechien laut Premierminister Fiala vier große Aufgaben zu bewältigen:

  • die Sicherstellung des reibungslosen Betriebs der bestehenden Blöcke bis zum Laufzeitende
  • den Bau von neuen großen Reaktorblöcken
  • die Entwicklung und Produktion von Reaktoren der nächsten Generation (SMR) und
  • den Aufbau und die Stärkung der Expertenkapazität im atomaren Bereich im eigenen Land.

Tschechien will zukünftig nicht nur Verbraucher von Atomenergie sein, sondern auch zu jenen Ländern gehören, die neue Reaktoren selbst produzieren, mitproduzieren oder in andere Länder verkaufen.

Im Februar 2024 hat die CZ Regierung überraschend in die Ausschreibung für den Reaktorblock Dukovany 5 eingegriffen. Anstatt einem Rektor, sollen nun zwei neue Blöcke in Dukovany und zwei in Temelin errichtet werden.
Die französische EdF und die koreanische KHNP sollen bis 30. April 2024 verbindliche Angebote vorlegen.

Weiterhin aufrecht bleibt der Zeitplan - bis Ende des Jahres 2036 soll der erste Reaktorblock in Dukovany in Betrieb gehen. Man erwartet sich durch den Bau von vier neuen Reaktoren finanzielle Einsparungen von rund 25 % pro Reaktor.

SMR-Pilotprojekt im südböhmischen Nuklearpark

Geht es nach den Plänen der Regierung, soll Tschechien das Zentrum für die Entwicklung neuer Nukleartechnologien in Europa werden.

Die neue Generation von Reaktoren verspricht Kernenergie billiger zu machen. Im Vergleich zu konventionellen Reaktoren soll der Bau durch vorgefertigte Module deutlich weniger anspruchsvoll sein.

Es wurden bereits erste gezielte Vorbereitungen für ein Pilotprojekt im südböhmischen Nuklearpark (am Areal des AKW Temelin) getroffen und Gespräche mit Zulieferfirmen geführt.
Die CZ Regierung änderte die Regeln für die Lagerung von Atommüll, verbesserte Investitionsmodelle und wird die notwendigen Rechtsvorschriften ausarbeiten, um diese neuen Technologien einsetzen zu können.

Bis Ende des Jahres 2024 will der halbstaatliche Energiekonzern ČEZ den Technologielieferanten aus 3 potentiellen Firmen auswählen. ČEZ geht davon aus, dass der erste SMR in Tschechien in der ersten Hälfte der 2030er Jahre in Betrieb gehen könnte, also noch vor der Inbetriebnahme eines neuen großen Reaktorblocks in Dukovany.

Weitere Zukunftspläne sehen den Bau von SMRs bis zu einer Gesamtkapazität von 3.000 MW bis zum Jahr 2045 vor.

Tschechien forciert massiv den Ausbau der Kernenergie und setzt damit auf eine Hochrisikostrategie zur Erreichung der Klimaziele 2040.
Für eine wirksame Emissionsreduktion kommen sowohl große konventionelle Reaktoren als auch SMR nicht nur zu spät, sie sind auch zu teuer.

Viele Fragen im Zusammenhang mit der Sicherheit, der breiten Umsetzbarkeit im vorgegebenen Zeitrahmen, mit dem anfallenden radioaktiven Abfall oder mit dem Kühlbedarf von Reaktoren in Zeiten des Klimawandels sind nach wie vor offen.

Das Land Niederösterreich ist der Überzeugung, Erneuerbare Energien haben eine deutlich bessere Ökobilanz als Atomkraft, sind kostengünstiger, zuverlässiger, schneller einsetzbar und vor allem risikoarm.

Der weitere Ausbau und die massive Subventionierung der Kernenergie sowie die Entwicklung und der Bau von modularen Reaktoren sind keine wirksamen Maßnahmen, um die europäischen Klimaziele 2040 zu erreichen.

Die Energiezukunft muss den Erneuerbaren Energieträgern gehören!

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Letzte Änderung dieser Seite: 15.4.2024
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